Es geht auch entspannt: Begegnungen an der Leine
von Dr. Katrin Voigt (Text und Idee) und Britta Ratzmann (Zeichnungen)
Wer kennt das nicht: Zwei Hunde, jeweils an der Leine geführt, begegnen sich. Plötzlich beginnt ein mächtiges Rüpeln zwischen den beiden, obwohl sie sich kennen und unangeleint keine Probleme miteinander haben. Was steckt dahinter?
Warum sind Hunde an der Leine aggressiv?
Früher wurde häufig behauptet, dass der Hund sich an der Leine stark fühlt oder seinen Besitzer beschützen möchte. Heute weiß man allerdings, dass die Leinenaggression ganz andere Ursachen hat. Unsere Hunde sehen sich immer wieder folgender Situation ausgesetzt: Auf einem schmalen Weg kommt ihnen ein Mensch mit einem ebenfalls angeleinten Hund entgegen. Würden sich die beiden Hunde im Freilauf begegnen, würden beide wahrscheinlich erst einmal stehen bleiben oder in einem Bogen aneinander vorbeigehen. Das ist ihnen aber durch die Leine nicht möglich. Ganz im Gegenteil: Häufig kann man beobachten, dass der Hundehalter die Leine noch kürzer nimmt, um den Hund besser halten zu können, beziehungsweise um einen direkten Kontakt zu vermeiden. Was passiert: Die beiden Hunde marschieren direkt aufeinander zu, was bedrohlich für das Gegenüber erscheinen kann. Meistens kann hier auch schon ein deutliches Drohfixieren festgestellt werden. Die Hunde schauen sich an und sind nicht mehr ansprechbar. Trotz des Drohens wird von beiden weiterhin die Individualdistanz unterschritten, so dass die Hunde keine andere Wahl haben, als aggressiv zu reagieren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es zu solch einer Ausnahmesituation im Freilauf schlichtweg nicht kommen würde, da die Hunde vermeiden würden, auf diesem direkten Wege aufeinander zuzugehen. Durch die Leine werden sie allerdings gehindert, ihre individuelle Distanz einzuhalten. So kann es passieren, dass sich die Hunde eingeengt fühlen und sich entsprechend verhalten.